Der Zwang mit den Zwängen
Du musst los zur Arbeit, bist eigentlich schon knapp mit der Zeit, flitzt die Treppe runter. Sitzt im Auto - und dann passiert es. "Habe ich das Bügeleisen ausgemacht? Ist das Wasser auch abgestellt, dass ich vorhin habe laufen lassen?" So und ähnlich geht es mir aktuell fast jeden Tag. So geht es mir die letzten Jahre. Manchmal lässt es sich aushalten, manchmal wird es schlimmer. Es kommt manchmal ganz plötzlich, manchmal schleichend. Aber es haut IMMER ganz heftig zu. Der Kopf dreht sich im Kreis, ich bin Dauermüde - manchmal kaum zum Nachdenken fähig. Als jetzt am Wochenende ein Kollege starb - ich kannte ihn zwar erst ein halbes Jahr, schätzte ihn aber sehr für seine sehr nette Art - kamen die Zwänge zurück und zwar mit Gewalt. Kennt ihr Momente, an denen ihr alles hinterfragt? Momente, an denen euch vergangene Gespräche in den Kopf kommen - und ihr euch fragt, warum ihr dies und das überhaupt gesagt habt? Dinge, die normalerweise alle wahr sind, für dich aber doch nicht richtig scheinen. Dinge, die dir plötzlich im Kopf herumschwirren. Dinge, die dich nicht mehr los zu lassen scheinen. Da hinterfragst du Sachen, die lange her sind, dir wird schwindelig, dir wird schlecht. Und die Nächte sind daraufhin ruhelos. Dementsprechend schwer kommst du morgens aus dem Bett, wirkst abgeschlagen, bist kaum fähig zu denken. Funktionierst aber dennoch - du willst ja deinen Job nicht verlieren - zumal du ihn wirklich liebst. Und froh bist einen zu haben.
Ihr habt selber solche "Störungen" und "Zwänge" - und habt Tipps für mich? Immer gern, ich bin für alles dankbar :)
💣Zwänge kommen schleichend oder ganz plötzlich und aggressiv
Das letzte halbe Jahr war für mich nicht leicht. Zuerst der plötzliche Tod meiner Mutter, mein eigener Unfall an dem Tag ihrer Trauerfeier. Kurze Zeit später erlitt mein Mann einen Herzinfarkt. Schleichend trat ein Prozess ein, der mich irgendwie cool wirken ließ. Fast eiskalt - ich dachte fast schon daran gefühlskalt zu sein. Alles prallte von mir ab - ich ließ gar nicht erst zu, dass mich irgendetwas erreichte. Mich etwas verletzen konnte. Dann passierte es erneut, mein Mann stürzte von der Leiter und brach sich den Oberarm. Und nein, nicht etwa einfach, sondern gleich so, dass er normalerweise hätte operiert werden müssen. Der aufklärende Arzt sprach davon, dass mein Mann solch eine OP nicht überstehen würde (möglicherweise). Tolle Aussicht! Natürlich birgt jede OP Risiken in sich. Mein Mann aber ist vorbelastet durch den Lungen- und jetzigen Herzinfarkt. Verunsichert - wütend - verzweifelt, anders kann ich das JETZT nicht beschreiben. Das Ende vom Lied, mein Mann erträgt lieber die Schmerzen, trägt seinen Rucksack am Arm und lässt diesen nun allein heilen - ohne OP. Dass Ganze natürlich unter hausärztlicher Aufsicht. Und dann kam der Tod des Kollegen. Da kamen mir Dinge in den Kopf, die keiner wirklich wissen möchte. Dinge wie: "Ich hätte meinen Mann ja schon verlieren können". Dinge, die schlimmer nicht sein könnten.💣Zwänge kann niemand steuern, sie steuern sich allein
Dieser Tag war für mich wie ein Blitzeinschlag ins Hirn. Ich stand komplett neben mir, immer versucht bloß nichts falsch zu machen. Da kommt dann wieder mein blöder Perfektionismus durch. Ein "Antreiber" der nicht wirklich positiv ist. Lasst bitte niemals zu, dass euch Antreiber wie dieser regieren, euch unterjochen. Perfekt ist niemand - wenn er es auch noch so sehr möchte. Seid ihr selbst, seid Menschen mit Fehlern - diese sind da, um gemacht zu werden. Ich bin mittlerweile wieder da, wo ich vor dem Tod meiner Mutter war - zumindest fast - kleine Hinterfrager tauchen trotzdem immer noch täglich auf - oder auch große, wie aktuell. Für zugeschlossene Türen, Wasserhähne und vergessene Stecker des Bügeleisens nutze ich meine Handykamera. Mache Fotos um sie mir später (bei einem "Anfall") anschauen zu können. Das erspart mir das Kopfzerbrechen und das häufige Treppenlaufen, wenn es wieder los geht. Wie sich dieses ständige Hinterfragen und sich schlecht fühlen allerdings aus meinem Kopf weg bewegen lässt - daran arbeite ich aktuell noch. Ich denke, dass ich mir da auf jeden Fall noch ärztliche Hilfe suchen werde (muss).--- Wird fortgesetzt ---
Ihr habt selber solche "Störungen" und "Zwänge" - und habt Tipps für mich? Immer gern, ich bin für alles dankbar :)
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